Denkmalschutz und Denkmalpflege in Deutschland

6 Öffentlicher Zugang und Erläuterung

6.1 Öffentlicher Zugang zu Denkmalen

Die Denkmalschutzgesetze der Länder enthalten in der Regel auch Bestimmungen über den Zugang zu Denkmälern. Danach gehen Denkmaleigentümer, die für die Restaurierung öffentliche Fördergelder erhalten haben, die Verpflichtung ein, ihre Häuser in vertretbarem Umfang und nach Absprache für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Deutschland nimmt seit 1993 an den "European Heritage Days" (Tag des offenen Denkmals) teil. An diesem Tag besteht auch Gelegenheit zur Besichtigung von Kulturdenkmälern, die sonst nicht zugänglich sind. Hierfür erscheint in jedem Jahr ein Veranstaltungskatalog mit Angaben zu Öffnungs- und Führungszeiten. Das Programm des "Tages des offenen Denkmals" wird begleitet von lokaler und regionaler Berichterstattung in den Medien.

Außerdem sind dauerhaft Hinweisschilder auf besondere Sehenswürdigkeiten zu finden

  • an den jeweiligen Kulturdenkmälern mit kurzer Legende zur Geschichte und Bedeutung des Objekts (gekennzeichnet durch das Land und/oder die Kommune);
  • Hinweisschilder auf Sehenswürdigkeiten/touristische Routen abseits des Autobahnnetzes;
  • Hinweisschilder auf Landschaften und Sehenswürdigkeiten an der Autobahn.

Öffentlichkeitsarbeit für den Denkmalschutz betreiben u. a.

  • das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz durch interdisziplinäre Fachveranstaltungen, Pressekampagnen zu aktuellen Themen im Denkmalschutz, vierteljährlichen Informationsdienst, Schriftenreihe zum Denkmalschutz, jährliche Vergabe des Deutschen Preises für Denkmalschutz u. a. m.;
     
  • die Denkmalfachbehörden der Länder und Kommunen durch Informationsschriften, Fachtagungen (u. a. Durchführung des "Tages der Denkmalpflege" im Zusammenhang mit der Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, Durchführung der Jahrestagung des Verbandes der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland), Durchführung des "Tages des offenen Denkmals" im September jeden Jahres mit einer zentralen Eröffnungsveranstaltung (Koordination: Deutsche Stiftung Denkmalschutz);
     
  • Informationen und Schriften der Stiftungen über ihre Denkmalprogramme und Leistungen in der Denkmalpflege; die Deutsche Stiftung Denkmalschutz z. B. wirbt mit zahlreichen Aktivitäten für den Denkmalschutz, u. a. mit Fernsehbeiträgen, der Zeitschrift "Monumente", Reisen zu Not leidenden oder bereits geförderten Objekten gezielt Spenden für die Denkmalförderung ein. Dazu kommt außerdem die Einrichtung von Tourismusrouten (z. B. "Straße der Backsteingotik").
Lit.:  

Monumente, Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Hrsg.), Monumente Verlag Bonn,
sechsmal jährlich, ISSN 0941-7125

http://www.denkmalschutz.de/publikationen/monumente/index_html
Monumente

 

6.2 Bewusstseinsbildung bei Jugendlichen

Die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland verabschiedete am 10. März 1977 eine Empfehlung zur Behandlung von Fragen des Denkmalschutzes im Schulunterricht mit dem Ziel, in den Schulen das Bewusstsein für Schutz und Erhaltung von Kulturdenkmälern zu wecken.

Diese Empfehlung hat vielfach dazu beigetragen, dass der Denkmalschutzgedanke als Element der Umwelterziehung u. a. in die Fächer Kunst, Geschichte, Geographie, Sozialkunde und Naturwissenschaften integriert wurde. Verantwortlich dafür sind die jeweiligen Lehrer. In einigen Bundesländern sind spezielle Unterrichtsmaterialien gemeinsam mit den Landesdenkmalämtern entwickelt worden.

Im Rahmen des "Tages des offenen Denkmals" spielt die Sensibilisierung der Jugend eine wichtige Rolle. Die Schulen werden angeregt, sich verstärkt in verschiedenen Aktionen (z. B. Foto-Wettbewerben) mit dem Thema auseinander zu setzen.

Einzelne Bundesländer (z. B. Sachsen, Thüringen) haben sich an dem von der EU geförderten Projekt Pegasus "Schulen adoptieren Denkmäler" beteiligt. Dabei werden in Zusammenarbeit von Landesdenkmalämtern und Schulen Schüler dazu angeleitet, sich intensiv mit einem Baudenkmal zu beschäftigen und sich in einer "Patenschaft" auch aktiv an seiner Erhaltung zu beteiligen.

Erfolgreich ist auch die vom Land Nordrhein-Westfalen seit einigen Jahren geförderte Initiative des Westfälischen Amtes für Denkmalpflege, in Verbindung mit den jeweiligen Kommunen als Schulträgern Schüler der Grundschulen mit speziellen "Stadtralleys" für Schutz und Erhaltung des baulichen Erbes ihrer Gemeinde zu begeistern.

Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz hat im Schuljahr 2000/2001 einen bundesweiten Schülerwettbewerb für die Jahrgangsstufe 11 bis 13 unter dem Motto "Denk!mal – Zukunft mit Vergangenheit" durchgeführt. Der Bundespräsident hat die ersten Preisträger zur Siegerehrung in Berlin empfangen. Das Komitee setzt seine Bemühungen zur Stärkung des Denkmalschutzes im Schulunterricht fort. Es engagiert sich künftig auch in der Lehrerfortbildung und hat im Herbst 2002 einen Appell an die für (Schul-)bildung der Länder zuständigen Minister gerichtet, das Thema Denkmalschutz in die offizielle Lehrerfortbildung aufzunehmen.

Das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz beteiligt sich mit der Vergabe von zehn Sonderpreisen außerdem an der Initiative "denkmal aktiv - Kulturerbe macht Schule" die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf der Grundlage der UNESCO-Aktion "Heritage in Young Hands" federführend umsetzt. Diese Aktion wird auch von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und dem Land Nordrhein-Westfalen gefördert. Ziel ist eine auf Dauer angelegte, nachhaltige Beschäftigung mit dem kulturellen Erbe im Unterricht.

siehe Empfehlung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz (DNK):

Berlin, 18. 11. 2002
«Zur Aufnahme von Denkmalschutz und Denkmalpflege in die offizielle Lehrerfortbildung», in Denkmalschutz Informationen, 4/2002, Hrsg. Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz, ISSN 0723-2314

http://www.nationalkomitee.de
Denkmalschutz Informationen

 

6.3 Denkmale als touristische Attraktion

Die Erhaltung und Pflege des kulturellen Erbes ist wichtiger Bestandteil regionaler Strukturförderung und damit ein wesentliches Element auch für den Tourismus geworden. Dabei gilt es heute, die Touristenströme auch auf die weniger populären Kulturdenkmäler zu lenken. Viele Tourismusunternehmen (einschließlich Deutsche Bahn AG) bieten Städtereisen mit speziellen Besichtigungsprogrammen an, Heimat- und Geschichtsvereine auch Wanderungen zu örtlichen Bau- und Bodendenkmälern. Regionale und lokale Stiftungen und Bürgerinitiativen führen oft gemeinsam mit den Kommunen spezielle Veranstaltungsprogramme (Musik, Theater, Vorträge, usw.) in Kulturdenkmälern durch.

Die Aufnahme von Kulturdenkmälern in die Welterbeliste der UNESCO und die damit verbundene Werbung der Gemeinden/Regionen bedeuten in der Regel auch ein Ansteigen der Besucherfrequenz und damit des Tourismus. Entsprechendes Informationsmaterial ist bei den Stätten erhältlich. Der 2002 gegründete Verein der Welterbestätten in Deutschland hat ebenfalls ein touristisches Konzept entwickelt und bietet Reisen zu den einzelnen Welterbestätten zu günstigen Festpreisen an.

UNESCO-Welterbestätten Deutschland e. V.
Kornmarkt 5
06484 Quedlinburg
http://www.unesco-welterbe.de

info@unesco-welterbe.de

In Deutschland hat sich nach mehreren gemeinsam mit der Tourismusbranche durchgeführten Kolloquien in den 80er Jahren die Zusammenarbeit zwischen den Denkmalbehörden und dem Tourismus positiv entwickelt. Gesprächsforen hierzu gehören inzwischen zum Repertoire der in zweijährigem Rhythmus in Leipzig durchgeführten europäischen Denkmalmesse «denkmal».

http://www.leipziger-messe.de
Denkmalmesse Leipzig

 

6.4 Veröffentlichungen

Die Denkmalfachbehörden geben neben den Denkmallisten, Inventaren und den Bänden der "Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland", jährlichen Tätigkeitsberichten auch zahlreiche Arbeitshefte zu Einzelthemen in der Denkmalpflege heraus.

Wichtigste Informationsschrift, die einen Überblick über aktuelle Tendenzen, neueste Forschungen, wissenschaftliche Publikationen, Tagungen und Veranstaltungen gibt, sind die vom DNK herausgegebenen Denkmalschutz Informationen (DSI).

Denkmalschutz Informationen, Hrsg. Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz,
vierteljährlich, ISSN 0723-2314

http://www.nationalkomitee.de
Denkmalschutz Informationen

Dazu kommen überregionale Veröffentlichungen wie die Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, die Zeitschrift "Die Denkmalpflege" und die Reihe "Berichte zur Forschung und Praxis der Denkmalpflege in Deutschland" der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, die Zeitschrift "Archäologie in Deutschland" des Verbandes der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland und zahlreiche Veröffentlichungen der kommunalen Denkmalämter.

http://www.nationalkomitee.de/veroeffentlichungen/index.htm
Deutsches Nationalkomitee für Denkmalschutz Schriftenreihe

http://www.denkmalpflege-forum.de
Vereinigung der Landesdenkmalpfleger

Archäologie in Deutschland (AiD), Verband der Landesarchäologen in Deutschland (Hrsg.), Theiss Verlag Stuttgart, ISSN 0176-8522

http://www.landesarchaeologen.de/publ/publikationen.html
Verband der Landesarchäologen Publikationen

Ein wirkungsvolles Vehikel für die Öffentlichkeitsarbeit ist auch die Zeitschrift "Monumente", die die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sechsmal im Jahr herausgibt.

Monumente, Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Hrsg.), Erscheinungsweise sechsmal jährlich, Monumente Verlag Bonn, ISSN 0941-7125

http://www.denkmalschutz.de/publikationen/monumente/index_html
Monumente